Tag 87: Freier Wille, die rote oder die blaue Pille?

Was ist dieser Wille in mir nur für ein komisches Ding? Wieso habe ich den Willen, diese vielen Selbst-Verpflichtungen in meinen blogs einzugehen. Wieso habe ich den Willen, etwas bestimmtes zu tun, wie z.B. einen Permakultur-Garten anzulegen, und schaffe es manchmal daran zu arbeiten, aber oft eben auch nicht? Wenn ich den Willen zu etwas habe, ist dieser Wille dann nur eine reine Illusion? Denn wenn ich ihn habe und das gewollte dann nicht tue, was soll das dann für ein Wille sein? Schließlich gehe ich ja aufs Klo, wenn ich muss. Dann ist der Wille vorhanden und wird auch umgesetzt. Und wenn ich Durst habe, dann passiert das Gleiche. Aber wenn ich in den Garten gehen will, dann gehe ich nicht. Der Wille des Körpers muss ausgeführt werden, anderer Wille nicht unbedingt.

Wie ist es also mit dem Willen des Geistes? Mir gehen täglich Tausende von Gedanken durch den Kopf, aber nur wenige davon setze ich um. Die Meisten machen mich nur verrückt. Ich drehe mich im Kreis mit meinen Gedanken und kann sie nicht einmal los lassen. Wieso sind all diese Gedanken überhaupt da, wenn sie zu nicht weiter nütze sind, als mich in den Wahnsinn zu treiben? Was soll das? Woher kommen diese Tausenden von unnützen Gedanken, die zu nichts führen und mich nur wahnsinnig machen? Warum kann ich sie nicht einmal abstellen? Warum muss ich einigen folgen, den meisten aber nicht? Warum muss ich mir einige Gedanken mühsam heraus picken und sie in die Tat umzusetzen versuchen, bevor ich völlig verrückt werde? Warum kann ich nicht einfach die Gedanken vorbei ziehen lassen und einfach nichts tun?

Wieso habe ich ständig dieses Gefühl, dass ich meine Gedanken ordnen, mir darüber klar werden muss, was ich will und was nicht? Oder ist das gar kein Gefühl, sondern auch nur ein Gedanke? Wieso habe ich ständig die Gedanken daran, dass ich etwas für diese Welt tun muss, schaffe es dann aber nicht, mich aufzuraffen es auch zu tun?

Sicherlich ist dort Angst vor dem Scheitern mit im Spiel. Und die Angst, nicht genügend Resourcen zu haben oder die für das eigene Überlegen notwendigen Resourcen opfern zu müssen und daran zu Grunde zu gehen. Aber diese Angst macht überhaupt keinen Sinn. Denn wenn es wirklich so schlecht um die Welt steht, wie ich glaube, dann ist Scheitern ja vorprogrammiert, wenn ich es nicht aktiv verhindere. Also wieso dann diese Angst vor dem Handeln? Die ist absolut unsinnig. Woher kommt sie und wieso kann ich sie nicht übergehen, obwohl ich erkenne, wie sinnlos diese Angst ist?

Vielleicht bin ich mir doch nicht so klar darüber, was zu tun ist. Vielleicht bin ich noch im Zweifel und habe Angst, mich für das Falsche im Leben zu entscheiden und damit zu Scheitern, finanziell und auch indem ich den Untergang dieser Welt auf andere Weise besser hätte verhindern können. Aber das scheinen nur Spielereien des Verstandes zu sein, die zu nichts führen. Ich erkenne auch, dass ich oft vor der Größe der anstehenden Aufgabe zurück schrecke, sie als unerreichbar ansehe, und mich deswegen frustriert und niedergeschlagen zurück ziehe. Ich fühle mich schon besiegt, bevor ich überhaupt angefangen habe zu kämpfen.

Wenn ich morgens im Bett liege und mir all diese Gedanken durch den Kopf gehen, werde ich zunehmend unruhiger. Ich muss aufstehen und diesen Druck, diese innere Unruhe, los werden. So nehme ich morgens oft gleich als Erstes den Laptop zur Hand, so wie jetzt, und schreibe auf, was mich bedrückt. Das hilft.

Ist das meine Aufgabe hier auf der Erde? Bekomme ich all diese Gedanken, um sie hier in der Welt und für die Welt aufzuschreiben? Manchmal erscheint mir das so. Denn warum sonst sollte ich diesen immensen Druck zum Schreiben verspüren? Und warum sonst fühle ich ich zunehmend unwohl, wenn ich diesem Druck zum Schreiben nicht nachgeben kann? Warum baut sich dieser Druck immer weiter auf, wenn ich mich mit anderen Dingen beschäftige, wie dem Reisen oder dem Garten und der Selbstversorgung, die ich für wichtig und richtig halte, dann aber durch diese Beschäftigungen nicht zum Schreiben komme? Ich werde dann richtig missmutig und ärgerlich. Erst wenn ich mich wieder hinsetzen und Schreiben konnte, löst sich das auf und ich werde wieder ruhig und zufrieden.

Sind die Wünsche zum Reisen, zum autarken Leben in der Selbstversorgung, die Pläne zum Systemausstieg, alle nur Illusionen? Geht es mir nur wirklich ums Schreiben an sich und entfernen mich diese illusorischen Gedanken nur weiter von dem was wirklich wichtig für mich und was ich unbedingt tun muss – dem Schreiben? Und schreibe ich aus Angst einfach nicht, aus Angst vor Anfeindungen, Verdammung, Unverständnis, Verfolgung, etc., obwohl ich dafür geschaffen wurde zu schreiben und schreiben muss?

Ich merke heute morgen sehr deutlich, wie mir diese Worte durch meine Hände einfach so und ohne viel nachdenken in die Tastatur fließen. Das zu tun nimmt mir den ganzen Druck weg, den ich spürte als ich noch im Halbschlaf im Bett lag und mich ständig von einer Seite auf die andere wälzte. Nach diesen paar Minuten des Schreibens ist dieser Druck nicht mehr spürbar. Ich fühle mich viel ruhiger. Sehr viel ruhiger. Nun könnte ich wohl mein Tagewerk im Garten beginnen – so denke ich. Aber vermutlich stimmt das nicht. Vermutlich habe ich mit den hier notierten Gedanken erst den Grundstein für die Arbeit dieses Tages gelegt, die im weiteren Schreiben besteht. Im weiteren ausarbeiten, klar stellen und veröffentlichen dieser Gedanken. Eine Arbeit, die ich gleich nach dem Frühstück wieder aufnehmen und mit Substanz füllen, organisieren und nach außen tragen werde.

Wenn auch das Schreiben der obigen Zeilen mir locker von Hand ging, so gibt es einige Gedankengänge, die nicht so klar sind und über die ich intensiver nachdenken muss, um an den darunter liegenden Kern heraus arbeiten zu können. Ein solches Thema ist der freie Wille.

Im ersten Teil diese blogs wies ich schon darauf hin, unter welchem Druck zum Schreiben ich gerade morgens oft stehe und dass ich diesen Druck dann auch unbedingt los werden möchte. Der Druck ist so stark, dass ich mich noch fast im Halbschlaf aus dem Bett wälze, zum Laptop greife, und mir diesen Druck erstmal von der Seele weg schreibe. Sobald ich dann etwas wacher bin und meinen Kaffee am Bett habe frage ich mich, ob dieses Schreiben, also Schreiben um den Druck los zu werden, mein freier Wille war. Ist das Schreiben überhaupt mein freier Wille? Ich spüre diesen Druck zum Schreiben und finde die Ursache für diesen Druck einfach nicht. Und wenn ich die Ursache finden würde, würde ich dann noch schreiben wollen oder einfach die Ursache abstellen, um diesen Druck nicht mehr zu spüren? Würde ich dann ganz andere Dinge tun, als zu Schreiben? Ist dieser Druck dazu da, mich zum schreiben zu bewegen oder gar zu zwingen? Woher kommt dieser Druck?

Ich tue viele Dinge nur deshalb, weil ich einen inneren Druck dazu verspüre, sie tun zu müssen. Doch woher dieser Druck stammt, was seine Ursache ist, das erkenne ich nicht. Dieser Druck muss ja auch gar nicht mal schlecht sein. Die Frage ist nur, ist es mein freier Wille oder ist es Druck? Und wenn es nicht mein freier Wille ist, sondern Wille unter Druck, wessen Wille ist es dann, bzw. wer erzeugt diesen Druck um SEINEN Willen zu bekommen?

Kann ich diesem Druck durch meinen FREIEN Willen etwas entgegen setzen? Kann ich meinen freien Willen ausüben, auch gegen ein Druck-Gefühl in mir? Kann ich meinem freien Willen folgen, einfach weil es mein freier Wille ist? Also ein Wille der frei von Sorgen und Ängsten ist. Ein freier Wille ohne Druck, ohne alles? Eben einfach ein freier Wille? Mein freier Wille?

Ich glaube nicht, dass ich das kann. Ich kann mich nicht über meine Gedanken hinweg setzten, über meine Ängste und Besorgnisse, über diesen inneren Druck. Ich muss diesem Druck, diesen Ängsten und Besorgnissen Raum geben. Und das macht mich unfrei. Die Notwendigkeit zum Überleben macht mich unfrei. Sie zieht allerlei Folgen nach sich, um diese Bedingung, die Bedingungen überleben zu können, erfüllen zu können. Das ist der Kern des Problems und gilt sicher auch und ganz besonders für solche Menschen, die andere Menschen ausnutzen, sie regieren und versklaven wollen. Und solche die durch ihre unbewussten Bestrebungen die Erde zerstören, nur damit sie überleben können. Und genau wie ich erkennen solche Menschen nicht, dass diese Angst ums Überleben sie selber und die ganze Welt zerstört.

Im Angesicht dieser Erkenntnis habe ich scheinbar keinen anderen Willen, als dieser Zerstörung entgegen zu wirken. Ich bin nicht frei, mir im Angesicht solcher Probleme einen anderen, freien, Willen zu gestatten. Ich kann nicht einfach darüber hinweg sehen und segeln gehen oder das System weiter fördern in seinen destruktiven Aktionen. Selbst wenn ich es wollte, es gelingt mir nicht. Versucht habe ich es ja schon mehrfach, aber ohne Erfolg. Ich kann nicht die blaue Pille schlucken, denn ich habe schon die rote Pille geschluckt.

Vielleicht war es mein freier Wille die rote Pille zu nehmen und jetzt bade ich sozusagen die Konsequenzen dieser Entscheidung aus. Ja, vielleicht ist alles was mich im Moment bedrückt und leitet, eine Konsequenz davon, die rote Pille genommen zu haben. Das ist eine Erklärung, die für mich Sinn ergibt. Es ist eine akzeptable Erklärung, die mich und das was in mir vorgeht sogar sehr gut erklären kann. Und sie zeigt mir, dass ich die Konsequenzen einer Entscheidung meines freien Willens tragen muss. Dazu bin ich dann gezwungen, auch wenn ich die Konsequenzen vorab nicht kannte, als ich mich für die rote Pille entschied. Was für ein teuflisches Spiel.

Nun ja, vielleicht ist es auch ein göttliches Spiel. Denn ich könnte ja, so wie Cypher, mich auch wieder in die Matrix einfügen (lassen), also die blaue Pille nehmen. Diese Entscheidungsfreiheit habe ich. Und ich nutzte sich schon oft. Ich schluckte oft die blaue Pille, weil mir die rote zu sehr den Magen verdrehte. Es geht immer hin und her zwischen der roten und der blauen Pille, dem einen oder dem anderen Willen.

Ist der Wille demnach manchmal frei (z.B. wenn ich einem Druck nachgebe) und manchmal unfrei (z.B. wenn ich einem Druck nachgebe)? Nein, der Wille ist immer frei. Er ist frei, wenn ich einem Druck nachgebe und er ist frei, wenn ich einem Druck nicht nachgebe.

Ich lerne die Konsequenzen meiner Entscheidungen (für die rote Pille) berücksichtigen. Ich lerne darauf zu achten und zu bedenken, welche Konsequenzen mein Handeln haben könnte auf diese Welt und mein Leben. Natürlich kann ich bei neuen Entscheidungen nicht wissen, was passieren wird. Das ist die Natur des Unbekannten. Und je nachdem wie ich die vermutlichen Konsequenzen für mich einschätze, also ob ich sie als positiv für mich einschätze oder als negativ, wird mein Wille beeinflusst, die Entscheidung so oder anders zu treffen. Ich nehme keine Konsequenzen auf mich, die negative sein werden. Wenn mir die Konsequenzen klar sind, dann ist auch mein Wille klar. Ich will immer das, was für alle am Besten ist. Nur weiß ich eben im vorhinein nicht, wie sich eine Entscheidung zum Besten-für-alle umsetzen lassen kann. Ich kann das nur vermuten. Und deswegen lasse ich mich eben oft noch von der blauen Pille in Versuchung führen, weil ich fälschlicherweise annehme, das es das-Beste-wäre, alles beim alten zu belassen. Wenn wer weiß schon, was passiert, wenn man die rote Pille schluckt? Manchmal will ich die blaue Pille, auch wenn ich weiß, dass ich die Dinge damit nicht besser mache. Ich verdränge diesen Gedanken in dem Moment, indem ich die blaue Pille wähle, durch meinen freien Willen mich für erneut das altbekannte Falsche zu entscheiden. Und es ärgert mich, wenn ich das tue oder tat. Und beim nächsten Mal versuche ich dem Willen zu widerstehen, die blaue Pille wieder zu nehmen, das erkannte Falsche erneute zu wählen. Manchmal gelingt mir das, manchmal aber auch nicht. Manchmal wähle ich richtig, manchmal nicht. Aber ich wähle immer frei. Ich wähle z.B., meinem inneren Druck zum Schreiben nachzugeben. Ich wähle, eine Pause einzulegen. Ich wähle, im Garten zu arbeiten. Was soll an diesen Wahlen nicht frei sein? Der Wille ist doch immer frei, auch wenn ich einem inneren oder äußeren Druck folge, so ist er immer noch frei. Ich muss diesem Druck ja nicht folgen. Ich tue es nur, um mir Erleichterung zu verschaffen, ums auf Klo zu gehen, den geistigen Dünnschiss mal raus zu lassen. Auch das ist meine freie Wahl. Und ganz frei willig ziehe ich eine Maske auf und lasse mich unterdrücken. Das ist auch eine freie Wahl. Und sie wird Konsequenzen haben.

Im Moment beschäftigt mich die Frage aber noch, woher dieser Druck zum Schreiben kommt. Ich finde keine Antwort. Ich weiß nicht, wieso oder warum ich diesen Druck verspüre. Ich erlaube mir zwar allerhand Illusionen darüber, was die Ursache sein könnte, so wie eingangs in diese Beitrag schon beschrieben, aber wissen tue ich nicht, woher dieser Druck stammt. Ich habe nicht einmal die leiseste Ahnung, warum dieser Druck da ist. Jeden Tag aufs Neue ist er da und ich frage mich wieso er da ist. Er ist einfach da. Und er ist oft so stark, dass er alle anderen Wünsche und Bedürfnisse überlagert und überdeckt. Das Schreiben ist dann das Wichtigste für mich. Auch wenn ich gar nicht weiß, was ich schreiben sollte. Und das verstehe ich nicht. Es macht mich wahnsinnig ein starkes Bedürfnis zum Schreiben zu haben ohne zu erkennen wofür es gut sein könnte oder wem es nutzen könnte. Zumindest bei Desteni und kürzlich auch in dem Vortrag von MP Hall (link auf die Seite setzen), habe ich Erklärungen gefunden, die mich beruhigen und es mir leichter machen, weiter zu schreiben, weil sie meinem Schreiben einen Sinn gestatten. So habe ich mir einen “permission slip” generiert, einen Erlaubnisschein, wie BASHAR sagen würde. Und so gestatte ich mir, so wähle und entscheide ich, dass mein Schreiben zum Wohle aller beiträgt und einen wichtigen Beitrag für das-Beste-für-alle leistet. So erlaube ich mir, dem Druck zum Schreiben nachzugeben und einen Sinn darin zu finden.

  • Ich vergebe mir, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe, mein Bedürfnis zum Schreiben unter zu bewerten.
  • Ich vergebe mir, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe, dem Druck zum Schreiben oft nicht nachzugeben, weil ich den Sinn darin nicht erkennen konnte.
  • Ich vergebe mir, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe meinen freien Willen zum Schreiben von Bedingungen abhängig zu machen, vor allem von der Entdeckung eines Sinns im Schreiben.
  • Ich vergebe mir, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe freien Willen nicht als das zu sehen, was er ist, nämlich frei von Begrenzungen und Vorstellungen zu sein
  • Ich vergebe mir, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe freien Willen auszuüben, aber die damit verbundenen Konsequenzen unberücksichtigt zu lassen
  • Ich vergebe mir, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe meinen freien Willen nicht mehr zu verfolgen, sobald Schwierigkeiten damit auftraten oder auftreten
  • Ich verpflichte mich, die Konsequenzen aus meinem freien Willen zu tragen und meine freiwillige Entscheidung nicht gleich über den Haufen zu werfen, sobald erste Probleme auftauchen, sondern diese Probleme zur Prüfung zu  verwenden, um festzustellen, ob ich immer noch diesen Willen habe, ob er das Beste-für-alle im Sinn hat oder nur Eigennutz, und ob ich aufgrund von eigennützigen Gedanke lieber den freien Willen aufgebe und mich angenehmeren Tätigkeiten zuwende, als den freien Willen auch gegen innere und äußere Wiederstände umzusetzen.
  • Ich verpflichte mich, weder innerem noch äußerem Druck nachzugeben, wenn es darum geht, meinen freien Willen umzusetzen, solange ich erkenne, das dieser Wille noch im Einklang mit dem ist, was ich als das-beste-für-alle betrachte.
  • Ich verpflichte mich zu untersuchen und heraus zu finden, woher mein innerlich gefühlter Druck stammt, ob er mich dazu bewegt mich für das-beste-für-alle zu engagieren, oder ob er er mich genau zum Gegenteil führt, also zur Ausübung egozentrischer und angenehmer Tätigkeiten, die mir nur das Leben vorübergehend erleichtern sollen, obwohl sie nicht zum besten-für-alle führen, und mich damit weiter in Illusionen über mich und die Welt in der wir alle leben, halten.
  • Ich verpflichte mich, meinen Willen in Übereinstimmung mit Erkenntnis zu bringen, vor allem in Übereinstimmung der meiner Erkenntnis über das, was ich als das-Beste-für-alle erkannt habe.

Tag 77: Mein parasitäres Verhalten macht mich krank

Heute, nach dem Aufstehen, war ich extrem lustlos. Ich verbrachte dann viel Zeit im Bett. Mein Leben erschien mir wieder einmal extrem sinnlos und alle Anstrengungen für irgendeinen Anlass einzutreten viel zu anstrengend und zu aussichtslos zum Engagement. Selbst mein Garten und die Idee in Sizilien Land zu kaufen schienen belanglos. Ich wollte nur in Ruhe gelassen werden, dem ganzen verrückten Corona-Schauspiel einfach nur zuschauen, und auf das Ende warten.

Derartige Gedanken befallen mich derzeit immer häufiger. Und dann scheint manchmal der physische Tod eine Erlösung von diesem sinnlosen Kampf zu bieten. Andererseits könnte meine Unzufriedenheit aber auch darin begründet liegen, dass ich meiner Intuition und dem was ich für richtig und erstrebenswert erachte – aus Angst – nicht folge.

Wie finde ich zurück zum Spaß am Leben? Ist das überhaupt möglich? Ich finde dazu keinen Ansatz, keine Möglichkeit, keinen Weg. Aber warum nicht? Ist mir wirklich alles so scheiß egal geworden? Ja, vielleicht. Ich akzeptiere diesen Gedanken an die Sinnlosigkeit des Lebens. Und das gibt mir einen Erlaubnisschein an die Hand für einen radikalen Weg. Einen Weg in den körperlichen Tod oder in eine andere extreme Lebenssituation. Diese Strategie habe ich in der Vergangenheit schon des Öfteren benutzt, zum Beispiel als ich meinen Job aufgab, oder als ich zum Segeln ging. Und werde es wohl auch wieder tun, alles hinschmeißen und abhauen. Nur weiß ich noch nicht, wohin die Reise diesmal gehen soll.

Wieder einmal an diesem Punkt angekommen stellt sich das Leben auf der Erde für mich als ein großes Schauspiel dar, in dem jeder mitspielt, gewollt oder ungewollt seine Rolle hier einnehmend. Natürlich kollidieren einige Rollen miteinander und das führt zu Konflikten, Leid, und Tod. Wie in jedem anderen Spiel gibt es Gewinner und Verlierer. Und die Gewinner wollen ihre Gewinne nicht abgeben. Die Verlierer wollen auch gewinnen. Jeder will gewinnen, irgend etwas, sich zumindest immer besser fühlen, als er sich momentan fühlt. JEDER. Und so geht das Spiel weiter.

Ich erkenne, dass auch ich dieses Spiel spiele. Ich habe das Spiel des Wissenschaftlers gespielt. Ich habe das Spiel des Aussteigers gespielt. Ich habe das Spiel des Seglers gespielt. Ich habe das Spiel des Vagabunden gespielt. Vielleicht möchte ich jetzt das Spiel des Naturburschen spielen. Oder das Spiel des Retters der Erde. Oder gar kein Spiel mehr. Irgendwie kotzt mich das alles nur noch an. Gibt es denn gar kein Ende aus diesem leidvollen Dasein?

Es scheint unmöglich kein Spiel zu spielen. Denn es nichts anders da, als unendlich viele Varianten in einem endlosen Spiel. Auch Varianten auf anderen Welten. Oder in anderen Dimensionen. Aber wird man dort glücklicher werden?

Vielleicht gibt es wirklich so etwas wie unabänderliche spirituelle Regeln (Naturgesetze), nach denen wir uns richten müssen, um wirklich glücklich werden zu können. Vielleicht werden wir manipuliert durch unsichtbare Kräfte, die das verhindern und uns für ihre Zwecke ausnutzen wollen. Vielleicht. Und vielleicht ist es eine Variante des Spiels, diese Kräfte zu suchen und zu entblößen.

Nur leider zerstören im gegenwärtigen Spiel ganz offensichtlich diesen Planeten. Daran bin ich genauso schuld, wie alle anderen. Und ich bin genauso wenig wie andere dazu bereit, mit dieser Zerstörung aufzuhören. Dazu fühle ich mich nicht in der Lage. Ich würde bei dem Versuch sterben (erfrieren, verhungern, …). Ich wüsste nicht, wie ich mein Leben so umstellen könnte, dass ich nicht mehr Teil dieser Zerstörung bin. Also lasse ich es.

Daneben ist mir aber auch klar, dass alle Versuche etwas zu TUN (also die Welt zu retten, eine nicht-zerstörerische Existenz aufzubauen, wieder die Flucht im Reisen zu suchen) eine Flucht vor mir selber sind. Es ist eine Flucht davor zu verstehen, wer oder was ich bin. Vielleicht ist es auch eine Flucht vor der Realität (dem physischen Leben) in den Verstand und seine illusorischen Bilder und Vorstellungen. Eine Flucht vom tatsächlichen harten physischen Leben in den Kopf. Eine Flucht vor der Realität die mir zu erkennen gibt, dass ich der Zerstörer bin! Der Parasit!

Diese Gedanken sind sehr frustrierend wahrzunehmen und vielfach noch unklar. Aber vielleicht ist es auch nur so, dass ich die Erkenntnis meines parasitären Verhaltens einfach nicht akzeptieren kann/will. Denn ich weiß nicht, wie ich meinen Parasitismus ablegen könnte, ohne selber dabei drauf zu gehen. Aber vielleicht ist das die Natur des Parasiten: er kann ohne andere nicht leben.

Diese Realisation darüber, wie komplett ich ein Parasit auf dieser Erde bin, wird immer bedrückender. Mir ist inzwischen vollkommen klar, dass ich hier auf der Erde nicht existieren kann, ohne andere auszubeuten (also die Tiere, die Pflanzen, andere Menschen, die Umwelt). Die gesamte Menschheit tötet alles Leben hier, extrahiert Materialien aus der Erde und verbrennt sie, macht alles kaputt, verpestet die Gewässer, die Erde, und die Luft, und gräbt sich selbst und allem Leben hier sprichwörtlich das Wasser (und die gesamte Lebensgrundlage) ab. Und ich bin ein Teil davon. Denn ich tue genau das Gleiche, mache weiterhin mit, auch wenn vielleicht nicht mehr im gleichen Ausmaß wie andere. Aber trotzdem tue ich es immer noch. Denn ich kann nicht anders. Und diese Erkenntnis schmerzt unglaublich.

Die Realisierung darüber, was ich hier tatsächliche tue und wie ich mich verhalte (parasitär) kam mir erst nach und nach so richtig zum Bewusstsein und auch sehr spät. Hätte ich das doch nur schon in jungen Jahren erkannt. Aber ich war zu egoistisch darauf erpicht, es im Job weit zu bringen, damit ich ein gesichertes Einkommen hätte, dass mich und meine Familie gut und nachhaltig ernähren kann. Das habe ich zwar auch erreicht, aber dann doch hingeschmissen, weil es plötzlich nicht mehr mit meinen Erkenntnissen und Einsichten zusammen passte. Ich weiß dennoch immer noch nicht, nach nunmehr 10 Jahren, wie ich meine Parasitismus ändern könnte. Ich weiß nicht, wie ich meine Nahrung produzieren und überleben könnte, ohne andere zu schädigen. Ich weiß nicht, wie ich hier einen Winter durchstehen sollte, ohne die Erde zu schädigen (Holz zu verbrennen, Diesel zu verfahren). Ich weiß nicht, wie ich meine Kleidung hier selber herstellen könnte. Ich weiß nicht, wie ich hier ohne Geld überleben könnte. Ich weiß das alles nicht. Und ich weiß auch nicht, ob ich es noch lernen kann oder Menschen finde, mit denen zusammen ich überleben könnte.

Also was bleibt?

Da wäre zum Ersten die Verleugnung dieser Erkenntnis. Das Vergessen all dieser Einsichten und der damit verbundenen Schwierigkeiten. Das aufrecht halten der Illusion. Das Weitermachen mit der Zerstörung. Dieser Weg ist allerdings kaum mehr möglich für mich. Zumindest kann ich ihn bewusst nicht mehr für längere Zeit gehen. Ich verfalle zwar oft deswegen in Depressionen und versuche mich abzulenken, aber auch das halte ich nicht lange durch. Ich versuche aktiv eine Lösung zum besseren zu finden und mein Verhalten dementsprechend zu ändern, kehre aber immer schneller zu der Einsicht zurück, dass so ein neuer Weg aber unbegehbar ist, der alte aber ebenso.

Zweitens bestünde die Möglichkeit, alles nur erdenklich mögliche dafür zu tun, dass sich etwas ändert in MEINEM Verhalten. Dazu würde der nahezu komplette Verzicht auf Konsum gehören. Auf alles zu verzichten, was nicht absolut essentiell zum überleben ist. Während ich gleichzeitig all die obigen Bereiche (Nahrungsmittelproduktion, Behausung, Kleidung) reaktiviere, um mich selber mit dem nötigsten zu versorgen. Und zwar auf eine Weise, die niemanden schädigt. Weder andere Menschen, noch andere Lebewesen oder auch die unbelebte Natur. Dieser Weg ist sehr schwer, aber dennoch für mich der einzig sinnvoll erscheinende. Die von Q’uo sagen dazu “Geht daher, wenn ihr Möglichkeiten bewertet, nach innen, um zu meditieren, um euch für eine größere Verwirklichung dessen zu öffnen, was für euch in eurem eigenen Lebensmuster möglich ist. Geht ohne vorgefertigte Ideen”. Diese Mitteilung fand ich hilfreich, denn sie nimmt etwas Druck aus der Sache. Es ist mir auch klar, dass ich nicht die ganze Welt oder sogar mich selber von heute auf morgen komplett ändern kann. Das würde ich zwar gerne und dass ich es nicht schaffe macht mich ärgerlich und unzufrieden mit mir selber. Ich fühle mich dann wie ein Schwächling und ein Feigling, weil ich nach so vielen Jahren noch nicht mehr zu Wege gebracht habe und immer noch so abhängig vom System bin. Aber bei Desteni wird ja nicht umsonst von einem 7-14 jährigen Prozess gesprochen. Ich erwarte einfach zu viel von mir.

Die Realisierung meines parasitären Verhaltens und die Ohnmacht etwas dagegen unternehmen zu können macht mich wirklich sehr traurig und auch fassungslos über mich selber. Es ist eine sehr bedrückende und schmerzliche Erkenntnis, im Angesicht dieser enormen Probleme so untätig zu sein, dass ich manchmal tagelang in Schock-Starre verfalle. Ich verfalle in tiefe Depression, komme kaum aus dem Bett und mache es damit alles nur noch schlimmer. Warum kann ich nicht wenigstens jeden Tag einen kleinen Schritt in die richtige Richtung unternehmen? Es ist doch so wichtig.

Das sind zwar alles nur Gedanken, aber sie sind sehr mächtig. Und ich tendiere dazu, sie überdecken zu wollen und mich abzulenken mit Musik, Bier, Sex, Filme anschauen, schlafen. Sonst ist die Situation einfach unerträglich. Ich weiß, dass solcherlei Ablenkung nichts an dieser Situation verändern wird, wenn auch nur in dem mir möglichen kleinen Rahmen. Aber auch wenn die Gesamtlage vollkommen aussichtslos erscheint, sodass der Tod manchmal als die einzige Hoffnung auf Erlösung erscheint, so ist das nicht zu akzeptieren. In die oben beschriebene eigenverantwortliche Richtung zu gehen, mit Worten und Taten, die einzig sinnvolle Lösung.

Jetzt ist Nacht so kann ich die Aktivität auf morgen vertagen. Ich will in den Garten GEHEN. Ohne Auto. Zu Fuß. Mal schauen, ob ich das schaffe. Aber allein die Frage bedeutet ja schon, dass ich es nicht schaffen werde. Und warum nicht? Will ich mich weiter so schlecht fühlen, wie heute? Oder will ich ich mich gut fühlen, indem ich meine Blockaden und Abhängigkeiten überwinde? Denn was hilft es schon, sich gut zu fühlen? Das ändert ja auch nichts. Es erlaubt mir dann später nur, zufrieden doch wieder ein Bier zu trinken, als Belohnung für die harte Arbeit. Denn ich hab ja was geschafft! Und so geht das immer weiter. Das Bewusstsein über die tatsächliche katastrophale Lage und meiner Antwort darauf ständig erneut gegenüber zu treten ist nicht einfach. Es erfordert Willensstärke. Und ja, die habe Ich. Ja richtig: ich habe sie! Ich kann das tun. Und ich werde es tun. Punkt.

Doch jetzt am Abend kommen meine Vorsätze für morgen (in den Garten zu GEHEN) schon wieder ins Wanken. Meine Gedanken kreise um den Wunsch meine Erkenntnisse aufschreiben und festhalten zu wollen. Vor allem für meine Nachkommen. So wie Anastasia es in ihrem Ahnenbuch (siehe Band 6) für das Anlegen des Landsitzes beschreibt. 

Ich möchte alles aufschreiben, was passiert und was ich tue und wieso. Ich möchte es für die Nachkommen aufschreiben, aber auch für mich selber. Ich möchte die Ungewissheit der Zeit festhalten. Den großen Wandel, der so plötzlich auf uns hereinbrach und mit dem wir/ich nicht umzugehen wissen. Das alles möchte ich fest halten, mich täglich daran erinnern. Und meine Reaktionen darauf beobachten und festhalten. Auch meine Gedanken und Gefühle. Und ganz besonders meine Taten. Und meine inneren Konflikte. Alles.

Ich weiß nicht, ob das Internet, oder die PC-Technologie, oder irgend eine Technologie, noch lange verfügbar sein wird. Ich denke es wird auch in diesem Bereich dramatische Veränderungen geben. Evtl. überdauern sie nur in noch stärkerer Zensur, oder der Zugang wird durch Maßnahmen wie Impfungen gegen Corona beschränkt. Aber auch eine vollständige Abschaltung des Internets ist denkbar. Stromausfälle und Chaos ebenso. Deshalb möchte ich alles auch auf Papier festhalten, auch wenn es mühsam und zeitintensiv ist.

Ich weiß nicht, wofür diese heutigen Gedanken( und sie hier aufzuschreiben) gut sein soll oder könnte. Aber ich glaube trotzdem, dass es gut ist, diese Gedanken festzuhalten, die heute in mir vorgehen. Denn sie sind ein Teil meines Prozesses. Und ich habe auch sonst niemanden, mit dem ich die teilen könnte. Keine Kontakte. Keine Vertrauensperson. Aber ich kann es nicht alles in mich hinein fressen und in mir behalten, sonst platze ich oder tue etwas unüberlegtes. Die Energie muss raus und das Schreiben ist ein guter Kanal dafür. Im Garten zu arbeiten wird um diese Jahreszeit nun bereits sehr mühsam und ungemütlich, da der Winter kommt, es kalt, windig, und nass ist. Die Tage sind kurz und nachts gibt es Frost. Es ist überall feucht und klamm und die Pflanzen stellen ihr Wachstum ein. Ich könnte mich bewegen, umgraben, Holz hacken, den Wagen herrichten, und das werde ich wohl auch zeitweise tun. Aber ich möchte auch schreiben, um meine Eindrücke der Nachwelt zu hinterlassen.

  • Ich vergebe mir, dass ich es akzeptiert und erlaubt habe, ein Parasit zu werden.
  • Ich vergebe mir, dass ich es akzeptiert und erlaubt habe meine Kraft und Energie in Prozesse und Aktivitäten zu investieren, die das Leben zerstören anstatt es zu fördern.
  • Ich vergebe mir, dass ich es akzeptiert und erlaubt habe aus Angst vor dem Untergang andere (Menschen, Tiere, Pflanzen, Umwelt) auszubeuten.
  • Ich vergebe mir, dass ich es akzeptiert und erlaubt habe über meine Untätigkeit in Bezug auf das was ich für das-beste-für-alle halte in tiefe Depressionen und Lethargie zu verfallen.
  • Ich vergebe mir, dass ich es akzeptiert und erlaubt habe mich unter meine Decke zu verkriechen, damit ich meine eigene Schwäche und Untätigkeit nicht so stark zu spüren bekomme.
  • Ich verpflichte mich, alle meine Grund-Bedürfnisse so weit wie möglich selber erfüllen, mit meiner Hände Arbeit. Allein schon um es zu lernen. Jeden Tag im Garten sein. Die Yurte heizen. Produktion im Garten in Gang bringen.
  • Ich verpflichte mich nicht mehr Geld als nötig auszugeben. Und zwar um das System zu schwächen und den Konsum nicht weiter zu fördern.
  • Ich verpflichte mich auf alles verzichten, was nicht zum Überleben notwendig ist. Also Bier, Telefon, Auto, Internet. Ich weiß, dass ich das noch nicht kann und deswegen weiter parasitär leben werde. Aber reduzieren kann ich es.
  • Ich verpflichte mich, das verbleibende Geld einzusetzen, um die obigen Punkte umzusetzen und um mehr Land zu kaufen, um möglichste ein großes Grundstück nach Anastasia-Maßstäben zu entwickeln.
  • Ich verpflichte mich, über diese Dinge offen zu sprechen, und meinen Reise-ins-Leben blog weiter zu schreiben. Und sonst nicht mehr soviel Zeit und Energie nutzlos auf sozialen Netzwerken oder sonstwo im Internet vergeuden.

Tag 76: Das Leben braucht keine Erlaubnisscheine, das Leben braucht Veränderung

Ich bin heute morgen ausgeschlafen aufgewacht und wollte mich gleich ans Schreiben setzten. Ich wusste zwar nicht über was ich schreiben wollte, aber ich wollte einfach schreiben. Doch bevor ich die ersten Zeilen tippe begann ich schon wieder darüber nachzudenken, ob das Schreiben überhaupt Sinn mach würde, wenn ich noch nicht einmal wusste, worüber ich überhaupt Schreiben wollte oder welchen Punkt ich in meinem Schreiben machen wollte. Ich stoppte diesen Prozess dann und begann zu schreiben.

Nun, über was ich hier schreibe und was mir auch die ganze Zeit über im Hinterkopf herum geistert sind in der Tat ja einfach nur Gedanken. Gedanken, die ich, warum auch immer, in Worte fassen und zu Papier bringen möchte. Gestern gab es andere Gedanken als heute. Gestern wollte ich mit dem Schreiben meines Ahnenbuchs beginnen. Heute möchte ich über ganz andere Dinge schreiben.

Mir fällt auf, dass ich häufig und in kurzen Abständen durch emotionale Hochs und Tiefs gehe, wobei die Tiefs immer häufiger auftreten und tiefer werden, während die Hochs eigentlich kaum noch auftreten und wenn, dann nur kurz und schwach. Heute ist so ein Hoch da. Ich kann schreiben. Häufig geht das nicht, weil meine Energie zu niedrig ist, mich depressive Gedanken umfangen, und mir der Sinn des Schreibens, nicht klar werden will. Anstatt zu schreiben liege ich dann einfach nur im Bett und schaue mir Videos und Vorträge an in der Hoffnung irgendwo einen Impuls, einen Gedanken, aufgreifen zu können, der mich zum Schreiben animiert. Aber heute begann ich ohne einen solchen externen Impuls mit dem Schreiben. Heute lies ich meine störenden Gedanken beiseite und begann einfach.  

Oft hindern mich meine Gedanken am Schreiben. Mit Gedanken wie “was nützt mein Schreiben schon, wenn erst ein externer Impuls dazu nötig ist, dass ich mit dem Schreiben beginne? Habe ich nichts eigenes zu sagen, keinen Punkt zu machen? Wieso sollte ich überhaupt Schreiben, wenn ich dazu erst einen Impuls von außen, einen externen Stimulus, dazu benötige. Das ist doch eine Re-Aktion. Habe ich selber denn gar nichts sinnvolles zu sagen oder zu schreiben? Schreiben als Re-Aktion ist doch sinnlos, denn sie geht ja nicht von mir aus. Und was nützt sinnlose, eine rein re-aktive Aktivität? Eine Aktivität die nur dazu dient, die eigene Langeweile oder die quälenden Gedanken abzustellen?” Solche und ähnliche Gedanken halten mich meist vom Schreiben ab. Aber dieses Schreiben hier und heute startete auf andere Weise. Ich überlegte mir nicht erst lange, welchen Punkt ich machen wollte. Ich folgte einfach meinem inneren Impuls zum schreiben, der es mir erlaubte meine quälenden Gedanken nieder zu schreiben, und die erneut aufkeimende Langeweile zu töten. Ich wollte mich einfach ablenken, bevor mich möglicherweise wieder depressive Gedanken umfangen würden. Also begann ich einfach zu Schreiben. Ohne Konzept, ohne Plan, ohne den Wunsch einen Punkt zu machen.

Das Schreiben erleichtert. Es erlaubt mir meine angestaute Energie los zu werden. Ich habe sonst wenig Möglichkeiten dazu. Die hätte ich zwar schon, denn ich könnte hinaus in den Wald gehen oder noch besser im Garten arbeiten, was ich beides für sehr viel sinnvoller halte, als hier meine ungefilterten Gedanken nieder zu schreiben. Was ich aber immer wieder spüre, wenn ich körperliche Arbeit verrichte, also im Wald Pilze suchen gehe oder im Garten arbeite ist, dass ich meine Gedanken dadurch eben nicht los werde. Außer natürlich für die Zeit in der ich aktiv bin und meine Fokus auf dem Pilze suchen oder der Gartenarbeit liegt. Aber danach sind die Gedanken wieder da und sogar stärker als vorher. Denn inzwischen haben sie sich angestaut. Und dieser Gedankenstau wird mit jedem Tag an dem ich nicht schreibe stärker.

Das war besonders schlimm während der Jahre auf dem Segelboot. Dort hatte ich nie Zeit für mich, war nie allein, kam nie zur Ruhe. Und auch wenn ich mal ein paar Stunden Zeit für mich hatte, dann fehlte mir die Ruhe zum Schreiben oder wir hatten keinen Strom, kein Internet, etc. Das führte dann dazu, dass ich das Segeln nach wenigen Jahren sogar wieder aufgab. Der Drang für mich allein zu bleiben und mich mit meinem Gedanken und meinem inneren Wesen zu beschäftigen war übermächtig geworden. Ich musste raus, weg vom Boot, und tat das dann auch.

Allerdings kam ich auch in der Zeit danach nicht viel zum Schreiben. Ich zog fast zwei Jahre mit dem Wohnmobil kreuz quer durch Europa um einen ruhigen Platz zu finden, an dem ich endlich befreit Schreiben konnte. Dazu wollte ich zum Ausgleicht etwas Bewegung haben, zum Beispiel durch Gartenarbeit und Selbstversorgung, was mir sogar auch finanziell helfen würde. In Kommunen und bei workaway hosts fand ich die Ruhe, die ich suchte auch nicht. Dort war zu viel Fremdeinfluss vorhanden, auf den ich mich nicht einstellen konnte. Ruhe fand ich erst auf diesem günstigen Stellplatz auf dem Campingplatz, wo ich sogar freies Internet habe. Und kurz darauf fand ich sogar zwei Gärten, einen Pachtgarten, verwildert und vermüllt, und einen Eigentumsgarten, mit netten Nachbarn und einer kleinen Hütte, auf dem auch jetzt die Yurte steht.

Ich habe in den Gärten bisher nicht viel gearbeitet. Ich hatte einfach keine Lust, wollte meine Ruhe, tat nur das nötigste. Und wenn ich hier sitze, im Wohnwagen, wo es jetzt durch den Lockdown und den Winter sehr ruhig geworden ist, dann fällt mir oft die Decke auf den Kopf.

Ich schaffe es selten die in mir angestaute Energie hinaus zu lassen, indem ich einfach schreibe. So wie jetzt. Denn ich habe immer den Anspruch mein Schreiben mit Sinn zu füllen. Genau wie ich mein Leben mit Sinn füllen möchte. Denn es gibt soviel sinnloses auf der Welt und ich möchte da nicht mitmachen. Andererseits ist mein Schreiben heute gefühlt ohne jeden Sinn. Und dennoch gibt es mir Kraft und Ruhe und Ausgeglichenheit in dieser immer verrückter werdenden Welt.  Ich überlege nun, was ich mit diesen Zeilen anfangen soll. Soll ich sie veröffentlichen? Soll ich einen Reise-ins-Leben Beitrag daraus machen? Soll ich ihm Struktur und eine Aussage geben? Vielleicht sogar eine Verpflichtungs-Aussage damit verbinden? Oder ihn einfach verwerfen, weil es ein sinnloser Beitrag ist?

Wenn ich an die bei Desteni geforderte Verpflichtungs-Aussage denke, dann verliere ich fast die Lust am Schreiben. Dann kommt mein Kopf ins Spiel und das Schreiben scheint seinen intrinsischen Wert zu verlieren. Allein das Bestreben dem Schreiben ein Ziel, einen Sinn, zu verleihen, verändert es. Es wird kopflastig, fliesst nicht mehr, hat ein Absicht. Und diese Absicht entstammt Desteni. Ich fand die Selbst-Vergebungs-Aussagen und die Klarheit in vielen der Desteni blogs, besonders in “Creations Journey to Life” sehr aufschlussreich. Das ging sogar soweit, dass ich Teile davon ins Deutsche übersetzen und auf einem blog in einer eigens dafür gekauften Domain veröffentlichen wollte.

Was mich jedoch davon in der gleichen Weise abhielt wie es mich vom ungefilterten Schreiben abhält, also zum Beispiel vom ungefilterten und absichtslosen niederschreiben gerade auch dieser Gedanken hier, die ich gerade jetzt in diesem Beitrag nieder schreibe, war die gefühlte Sinnlosigkeit des Schreibens. Denn wer würde das Geschriebene schon lesen, wenn es ohne einen Punkt zu machen daher käme, als geistiger Dünnschiss, wie in so vielen anderen blogs, die auch keinen Punkt machen? Und wenn ich es einfach nur für mich nieder schriebe, wäre das dann “das-Beste-für-alle”? Oder wäre es nicht besser, meine Zeit anders zu verbringen, sodass sie besser-für-alle eingesetzt wäre? Also zum Beispiel im Garten arbeiten? Halt etwas sinnvolleres zu tun, als solchen “geistigen Dünnschiss” aufzuschreiben und dann auch noch zu veröffentlichen?

Ich muss zugeben, dass der Gedanke daran möglicherweise “geistigen Dünnschiss” zu schreiben, mich oft davon abhält, meine Gedanken in Worte zu fassen. Aber muss denn wirklich alles Sinn haben? Und wie definiere ich “Sinn” überhaupt? Ist es sinnvoll, etwas für andere zu tun? Ist es sinnvoll die Zeit mit der Vorbereitung auf katastrophenartige Zustände zu verbringen? Ist es sinnvoll, für das eigene Überleben zu sorgen und sich auf harte Zeiten vorzubereiten? Ist es sinnvoll, die Ersparnisse zu sichern, sie gut anzulegen, zum Beispiel durch Landkauf im Ausland?

Mein Intellekt, oder besser meine Prägung, würde wohl diese Dinge als sinnvoll betrachten. Aber sind sie es wirklich? Ist es menschlich immer nur an den Sinn und den eigenen Vorteil zu denken? Ich glaube nicht, dass das sinnvoll ist. Denn es entfremdet uns von uns selbst. Und ich denke hier liegt ein großes Problem der Menschheit. Wir werden zunehmend unmenschlicher in unserem Wunsch sinnvolles zu tun.

Gedanken an Sinn sind vermutlich nicht immer nur schlecht. Aber ich habe zunehmen den Eindruck, dass sie mich von mir selber entfernen und meine inneren Impulse, wie zum Beispiel den zu schreiben – auch wenn es eben keinen Sinn macht – zu unterdrücken. Ich möchte schreiben. Auch dann, wenn es vielleicht gerade mal keinen Sinn macht.

Im Endeffekt ist die Sinnfrage ja sowieso recht nutzlos. Denn sie endet immer irgendwann mit der Frage nach dem Sinn des Lebens. Und den kann niemand definieren. Denn jedes Leben endet mit dem Tod, mit alles vergeht. Und zwischen Geburt und Tod durchlaufen die meisten Menschen eine lange Phase von Unsicherheit, Manipulation, Konfusion, und Kampf, die nicht selten damit endet, dass sich die Menschen auf nutzlose, gefährliche, oder zerstörerische Aktivitäten einlassen, oder dazu mehr oder weniger gezwungen werden. Und zu diesen nutzlosen, gefährlichen und zerstörerischen Aktivitäten zähle ich nicht nur alle Taten, die die Natur zerstören (Auto fahren, fliegen, Müll und Gifte produzieren, Wasser, Luft und Boden zu verseuchen, Tiere und Pflanzen domestizieren, züchten, und zum Verzehr töten), sondern auch all jene Tätigkeiten, die unseren Geist und unsere Seele töten. Also solche Tätigkeiten unterbinden, die eben sinnlos erscheinen, aber trotzdem Freude bringen. Wie zum Beispiel Lachen, Tanzen, Singen, oder eben auch Schreiben (ich bin nun mal niemand der gern lacht, singt, oder tanzt).

Und ganz abgesehen davon ob uns eine Tätigkeit oder ein Verhalten sinnvoll erscheint, welchen Effekt hat sie denn auf die Welt? Ist sie auch im Hinblick auf die Welt als Ganzes und alles Leben darin immer noch sinnvoll? In der Regel ist das nicht der Fall. Wir mögen unserem Leben gern einen selbst-definierten Sinn geben und sagen dann “für mich ist es aber sinnvoll, x und y zu tun”. Und damit haben wir uns eine Rechtfertigung für unser Verhalten geschaffen, uns einen “Erlaubnisschein” für unser Denken und Handeln ausgestellt, wie BASHAR es nennen würde. Mit welcher Rechtfertigung auch immer wir daher kommen, für uns ist sie stimmig (und das muss sie sein), denn wir erschaffen uns diese Erlaubnisscheine, diese Rechtfertigungen, indem wir sie aufgrund unserer Erfahrung als “sinnvoll, richtig und wahr”, eben “auf Erfahrung oder Wissen basierend”, definieren. Das tun Wissenschaftler (sie haben es ja erforscht und kennen die Fakten) genauso wie Soldaten (schließlich helfen sie die Welt von Unheil zu befreien) oder auch religiöse oder spirituelle Menschen, die “Wissen, dass es Gottes Wille oder der Wille des Universums ist”. Aus der jeweiligen Perspektive macht es dann Sinn – aus einer anderen aber nicht. Und selbst ich tue gerade genau das gleiche, indem ich versuche, mein sinnloses Schreiben auf eine Grundlage zu stellen, die es mir erlaubt, mir also einen Erlaubnisschein dafür ausstellt, zu Schreiben auch wenn es keinen weiteren Sinn hat, sondern einfach nur Befriedigung und ein Gefühl für das Menschsein in mir erzeugt.

Aber ist das wirklich “das-Beste-für-alle”. Und wieso muss ich überhaupt immer an das-Beste-für-alle denken und kann es nicht einfach ignorieren und mal etwas sinnloses tun? Etwas so sinnloses, dass es nicht einmal mir selber hilft besser in dieser Welt klar zu kommen oder etwas sinnvolles für meine eigene Zukunft zu tun? Warum kann ich das nicht.

Natürlich kenne ich die Argumente in denen gesagt wird, dass wir gar nicht wissen können, ob eine scheinbare sinnlose Aktivität nicht doch einen Sinn haben kann. Denn niemand kann in die Zukunft sehen und wer weiß, vielleicht findet ja doch jemand Gefallen an meinen Worten, spendiert mir einen Kaffee, oder bietet mir sogar einen Job an, weil ihm mein Schreiben gefällt. Natürlich kann das niemand wissen. Auch das ist theoretisch möglich. Aber es ist auch nur ein Erlaubnisschein für mich, sinnlose Artikel wie diesen hier zu produzieren anstatt meine Zeit sinnvoller zu verbringen.

Und ich kann es drehen wie ich will: Ich erzeuge mir ständig genau die Erlaubnisscheine, die ich brauche, um das zu tun, was ich tun WILL. Mit Worten und Gedanke wie “ich kann nicht ….”, “ich muss jetzt ….” erzeuge ich diese Erlaubnisscheine auch ohne die Notwendigkeit, sie immer mit logischen schlussfolgernden Gedankengängen beleben oder rechtfertigen zu müssen. Gegen das Argument “ich kann einfach nicht xy, sondern ich muss erst abc …..” hebele ich jedes Gegenargument aus.

Und schon wieder drehe ich mich im Kreis. Denn das bisher Gesagte, dieser ganze bisherige Text, ist genauso nutzlos, wie ein Furz im Walde. Und trotzdem habe ich ihn geschrieben. Und ich fühle mich gut dabei. Reicht das als Grund? Oder bin ich gedanklich schon so weit fremd-gesteuert, das ich den Gedanken an “was-ist-das-Beste-für-alle” nicht wieder los werden kann?

Wenn ich aber ständig nur daran denke, was denn “das-Beste-für-alle” überhaupt in dieser Situation jetzt wäre oder sein könnte, ist das dann “das-Beste-für-alle”? Oder könnte ich, anstatt darüber zu sinnieren was “das-Beste-für-alle” sein könnte, einfach das tun, was ich in dieser Situation als “das-Beste-für-alle” betrachte? Und da niemand hier ist außer mir, ist “das-Beste-für-alle” im Moment “das-Beste-für-mich”. Es betrifft ja sonst niemanden.

Natürlich erzeuge ich mir mit so einer Argumentation wieder nur einen neuen Erlaubnisschein der einfach darin besteht, mich jetzt nicht um “das-Beste-für-alle” kümmern zu müssen. Ich definiere gerade das, was ich gerade tue, “als-das-Beste-für-alle”. Etwas besseres fällt mir nämlich gerade nicht ein.

So kann ich leicht aus meiner derzeitigen Situation heraus argumentieren, dass es “das-Beste-für-alle” ist, wenn ich erst einmal selber zu mehr Klarheit darüber komme, was denn überhaupt “das-Beste-für-alle” wäre. Und mit diesem Erlaubnisschein kann ich mich meinem Schreiben hingeben, welches meine Gedanken für mich und andere klarer machen soll, sodass wir herausfinden, was denn überhaupt “das-Beste-für-alle” sein könnte. Oder ich könnte argumentieren, dass es “das-Beste-für-alle” wäre, wenn ich jetzt ein Schläfchen mache, um meinen Kopf klar zu bekommen und klarere Gedanken darüber zu entwickeln, was denn “das-Beste-für-alle” wäre. Oder ich könnte argumentieren, dass es “das-Beste-für-alle” wäre, wenn ich endlich mit solch sinnlosen Gedankengängen Schluss mache, die zu nichts führen, und stattdessen einen Plan mache, was ich morgen im Garten tun könnte, um nächstes Jahr dort gesunde Nahrungsmittel für mich und meine Mitmenschen zu produzieren. Oder ich könnte argumentieren, das es das-Beste-für-alle wäre, wenn ich schleunigst Deutschland verlasse und mir solange es noch geht ein großes Grundstück in Spanien oder Sizilien kaufe.

Es gibt Tausende und Aber-Tausende von Möglichkeiten “das-Beste-für-alle” zu definieren und zu begründen. Ja sogar Millionen und Milliarden von Möglichkeiten. Denn jeder einzelne von uns würde das-Beste-für-alle aus seinem Umfeld und seiner Prägung heraus anders definieren. Also ist es ziemlich sinnlos sich darüber zu streiten, was-das-Beste-für-alle sein könnte. Jeder sieht das anders.

Aber ist es auch sinnlos, sich eigene Gedanken darüber zu machen, was “das-Beste-für-alle” ist? Wäre das nicht sogar sinnvoller, als in unreflektierten Aktionismus, in unausgegorenes Schreiben, zu verfallen? Was ist MEINE Antwort auf diese Frage? Nur darum geht es doch in den Reise-ins-Leben blogs. Um die Frage danach, was-das-Beste-für-alle aus MEINER individuellen Sicht ist und die Frage danach, warum ich dem nicht nachgehe und mir stattdessen immer und immer wieder Erlaubnisscheine generiere, die mir eben gerad erlauben genau das nicht tun zu müssen, was ich als das-Beste-für-alle erkannt habe, oder die mir sogar erlauben die Frage nach dem was das-Beste-für-alle sein könnte ganz aufzugeben.

Aber die Frage danach, was das-Beste-für-alle ist, die bleibt. Sie verschwindet nicht aufgrund von Argumentationen oder selbst generierten Erlaubnisscheinen. Sie ist permanent da. Ich versuche sie zu verdrängen, aber sie kommt immer wieder zurück. Ich kann sie nicht los werden. Aber ich kann auch keine Antwort auf die Frage finden. Da ist nur eine permanente Frage, die nie aufhört zu sein, die sogar an Macht über mich gewinnt, aber die ewig unlösbar bleibt. Genauso unlösbar wie die Frage nach dem Sinn des Lebens. Ich befinde mich in einem Mysterium, welches eine Antwort zu finden nicht zulässt, welches aber gleichzeitig dringend eine Antwort fordert. Sie sogar so stark fordert, dass daneben keine anderen Gedanken mehr Platz haben. Sie entwickelt sich zu einer alles dominierenden Frage. Zu einer Frage, deren Beantwortung mysteriöser Weise in immer weitere Ferne rückt, je stärker sie wird. Je präsenter die Frage wird, um so mehr entschwindet die Antwort. Was für ein Scheiß.

Es ist so, dass ich bei der Suche nach Sinn (die Frage nach dem Sinn des Lebens oder was das-Beste-für-alle ist) immer wieder vor die Wand laufe. Und diese Wand ist unüberwindbar. Manchmal gehe ich an der Wand entlang, oder ich entferne mich von ihr. Und dann finde ich anscheinend doch manchmal eine Antwort irgendwo im nirgendwo, nur um dann fest zu stellen, dass ich mich nur im Kreis gedreht habe und diese Antwort genauso wenig hilft, wie alle anderen zuvor. Diese Wand existiert überall um mich herum. Sie ist überall und umschließt mich. Sie umgibt mich in allen Richtungen. So als ob ich in einer Kugel wäre, in deren innerem ich mich befinden und die von einer starken undurchdringlichen Wand umgeben ist. Und es gibt keinen Weg aus dieser Kugel heraus. Es ist keine empfindliche, transparente, leicht zerplatzende Blase. Nein, es ist eine starre Eisenkugel, in die ich eingeschlossen bin und aus der es kein Entkommen gibt.

Ich weiß zwar auch, oder glaube zu wissen, dass außerhalb dieser Kugel etwas existiert, aber ich kann nicht dorthin. Ich kann mit dem Verstand nicht dorthin. Es gibt für den Verstand keine Möglichkeit die Frage nach dem Sinn des Lebens oder danach, was das-Beste-für-alle ist, zu beantworten. Es kann allenfalls ein sehr temporär begrenzte Antwort, ein kurzfristig für diesen Augenblich gültige Antwort geben, die sich aber schon in dem Moment in dem sie gesehen wird, wieder auflöst. Aber es wird nie ein endgültige, eine ewige Antwort geben können. Denn das Leben ist und bleibt ein Mysterium. Es verändert und ändert sich ständig. Aber auf welcher Grundlage oder in welche Richtung, das bleibt im Verborgenen. Dieses Mysterium werden wir, werde ich, nicht lösen können. Keiner von uns. Alles was wir bei diesem Versuch tun ist, uns immer wieder Erlaubnisscheine auszustellen. Und die Meisten davon dienen dazu uns zu erlauben in unserer Komfortzone verharren zu dürfen. Aber das ist nicht das Leben. Das ist sterben. Das Leben WILL Veränderung. Das Leben IST Veränderung. Jeder Versuch zur Starre, zur Verharrung, zur Immobilität, zur Sicherung, kommt dem Tod gleich. Und da wir Menschen nicht fähig sind, ständig im Fluss des Lebens zu bleiben, weil wir stattdessen versuchen diesen Fluss aufzuhalten, ihn sogar in unsere Richtung zu lenken, sodass uns alle Resourcen zufließen und wir uns nicht mehr bewegen müssen, wie eine Krebszelle die alle Blutgefäße und Nährstoffe zu sich zieht, sterben wir langsam, aber sicher. Erst seelisch, dann geistig, und zuletzt körperlich.

Und ich vermute inzwischen, dass die gegenwärtigen Einschränkungen in Folge der Corona-Krise uns Menschen aufzeigen sollen, dass das Leben nun einen neuen Weg sucht. Einen Weg heraus aus der Starre der letzten 1000 oder gar 10.000 Jahre. Heraus aus der zerstörerischen Dominator-Kultur, an der wir nur festhalten können, wenn wir uns selber zerstören wollen. Und wenn wir das nicht wollen, wenn wir nicht mir ihr untergehen wollen, dann müssen wir alles aufgeben, was uns an diese Kultur bindet.

Und mit dieser Aussage stellt sich für mich die Frage stellen: wie gehe ich jetzt mit dieser Erkenntnis um? Was habe ich mir erlaubt zu akzeptieren und welche Verpflichtung gehe ich mir gegenüber nun ein, um das zu ändern? Wie erlaube ich mir, dem Fluss des Lebens zu folgen, was letztendlich nach meinen soeben dargebrachten Überlegungen ganz natürlich in dem münden muss, was das-Beste-für-alle, also für das Leben selbst, ist? Denn ich habe ja fest gestellt, dass das Leben immer im Fluss ist, wir es nicht intellektuell begreifen können und es ein Mysterium für uns bleiben muss. Dass wir deswegen die Sinnfrage nur in der Weise beantworten können, dass wir diesem Fluss des Lebens, auch wenn wir ihn nicht verstehen, folgen müssen. Und das wir, bzw. ich, alles aufgeben muss, was mich an diese zerstörerische Kultur bindet.

Das ist meine derzeitige Schlussfolgerung.

Das ist es, was ich mir erlaubt und zu glauben akzeptiert habe.

Und es macht Angst. Es klingt nach Selbstmord.

Und dennoch klingt es irgendwie nur intellektuell nach Selbstmord. Anfühlen tut es sich eher wie eine Geburt in ein neues Leben, was auch meist mit Geburtsschmerz, also dem Loslassen des Alten, verbunden ist.

  • Ich vergebe mir, dass ich es akzeptiert und erlaubt habe, mich vom Schreiben abhalten zu lassen, weil ich es für sinnlos erachtete.
  • Ich vergebe mir, dass ich es akzeptiert und erlaubt habe, immer erst prüfen zu wollen, ob eine Aktion oder Aktivität Sinn ergibt im Hinblick auf das, was das-Beste-für-alle sein könnte, bevor ich überhaupt aktiv werde.
  • Ich vergebe mir, dass ich es akzeptiert und erlaubt habe, immer auf meinen Verstand zu hören und ihn zu zunächst zu befragen, um heraus zu finden, was das-Beste-für-alle sein könnte ohne zu erkennen, dass der Verstand durch vielfältigste und tiefe unbewusste Prägungen in alten Mustern gefangen gehalten ist und somit unmöglich erkennen kann, was das-Beste-für-alle ist.
  • Ich vergebe mir, dass ich es akzeptiert und erlaubt habe meine Gefühle und meine Intuition zu unterdrücken, um meinem Versand immer und immer wieder auf seinen sich in endlosen kreisen bewegenden Irrwegen zu folgen.
  • Ich verpflichte mich, mich nicht mehr von meinem Verstand kontrollieren zu lassen.
  • Ich verpflichte mich, mich weiter von meinen mich bindenden kulturellen Zwängen zu befreien.
  • Ich verpflichte mich mein Augenmerk auf die Zukunft zu richten, die sich für mich lebenswert anfühlt, anstatt mich von Regeln einzwängen zu lassen, die mich daran hindern, einer solchen Zukunft entgegen zu streben.